Re: Eure damaligen Gedanken
von Coculo » 31.12.2018, 13:50
Beim Mailaussortieren bin ich über alte Benachrichtungen des Forums gestolpert und ich hab realisiert, dass alles so 7-9 Jahre her ist und dazwischen so viel passiert ist ...
Ich kann meine Gedanken gar nicht mehr so stark nachvollziehen, was mir aber bei den Verliebtheiten davor und danach aufgefallen ist, war, dass ich – wie das in dem Alter (mit 15) auch normal ist – das Bedürfnis nach Beziehungen über Freundschaft hinaus hatte, vor allem hinsichtlich eines gewissen sozialen Drucks in der Pubertät, gewisse Erfahrungen zu machen (wo ich inzwischen sehr kritisch gegenüberstehe, ich erinnere mich noch an den Schlag in die Magengrube, den mir die Lateinlehrerin in der 10. Klasse mit der Aussage "In der 7. Klasse so kommt dann der erste Kuss" gegeben hat – das kam bei mir "erst" mit 18 unter Bedingungen, die nicht so toll waren). Die Verliebtheit war letztlich mein Gefühl, mein Bedürfnis, das sich irgendwie Bahn gebrochen hatte, und hatte nur sehr wenig mit dem Menschen zu tun, den es da getroffen hatte. Der Mensch, in den ich davor verliebt war, war nett zu mir, aber nur, wenn das Zuckerpüppchen, in das er wohl selbst verliebt war und gegenüber der er auch (im Rückblick gesehen) zunehmend übergriffig wurde, nicht da war. Und bei meinem Lehrer gab es Momente, wo ich den Eindruck hatte, er hätte sich über den Unterricht hinaus Kontakt zu uns gewünscht, was wahrscheinlich dadurch bedingt war, dass er sehr jung und unsicher war und gemocht werden wollte, weil das ja sonst den Lehrberuf echt ätzend macht. Aber genau das führte dazu, dass ich Interesse an ihm hatte.
Und ich kannte meinen Lehrer nicht. Ich hatte ihn ein halbes Jahr im Unterricht gehabt, bevor seine Ausbildung zu Ende war und er versetzt wurde. Das, was ich darüber hinaus über ihn wusste, waren Fakten, die im Internet standen (unter anderem Erfahrungsberichte von anderen Schüler_innen auf SchuelerVZ, von der sich auch eine verguckt hatte ^^). Meine Gedanken zentrierten sich darauf, wie es wäre, ihn wiederzusehen, und wer er wohl ist, und dass er nicht da war, machte mich todesunglücklich, und gleichzeitig gab es mir die Sicherheit, in meinen Gedanken bleiben zu können, die Situation konnte sich ja nicht ändern und als depressive Person verkriechst du dich lieber im Schmerz, als dich weiterzubewegen. Es gab keinen interpersonellen Kontakt mit ihm, der diesen Gedankenkreis hätte aufbrechen können, und der wäre auch wegen des Altersunterschieds und wegen des Verhältnisses Lehrer – Schülerin nicht in der Form zustandegekommen, wie ich inzwischen Beziehungen führe. Und mein erwachsenes Umfeld hat das gesehen, dass da kein "normales" Kennenlernen der Fall war, sondern dass ich mich verrannt hatte (dem gleichaltrigen war es vielleicht auch klar, aber hauptsächlich nervt es, wenn andere Leute verliebt sind). Und tatsächlich wurde ich dann von den Erwachsenen ermutigt, den Kontakt zu ihm aufzunehmen, vermutlich weil sie genau wussten, dass das den Ausbruch aus meinem Gedankenkreis bedeuten würde.
Ich habe ihn seit meiner Schulzeit zweimal wiedergesehen – einmal zwei Jahre später auf einem städtischen Fest, zu dem ich ihn, noch verliebt, "eingeladen" hatte, weil ich wusste, dass dort auch Freunde von ihm sind. Es blieb bei von meiner Seite aus zittrigem Smalltalk und zersprengte meine Vorstellung, dass er sich für mich interessieren würde. Ein zweites Mal, sechs Jahre später, gleiches Fest, ich wusste bereits, dass wieder die Freunde da sein würden, und bin extra nicht zu deren Auftritt gegangen. In einer Kneipe, in der ich öfter bin, schneite er dann plötzlich rein mit seinen Freunden. Er hat mich nicht erkannt, ich sah ihn an und da war nichts mehr.
(Freut mich übrigens, dass hier noch so viel Aktivität ist und auch von einigen "alten Hasen", deren Namen ich noch kenne. Alles Gute euch!)