Endless hat geschrieben:Meine erste Lehrerin die ich mehr als nur normal mochte kannte ich schon ein wenig, würde ich behaupten. Natürlich nicht auf der Ebene von besten Freunden oder so aber ich wusste immer genau wie sie sich gerade fühlte und kannte auch viele Dinge aus ihrem Privatleben die sie irgendwann mal hat einfließen lassen. Auch heute, mit der Distanz die zwischen uns herrscht und aller Objektivität zu ihr würde ich immernoch sagen, dass ich sie kenne und das ich sie ganz gut einschätzen kann.
Meine jetzige Lehrerin kenne ich hingegen nicht. Wirklich gar nicht. Ich kann sie nur sehr schlecht einschätzen und weiß auch von ihrem Leben nicht viel außer das was sie sowieso im Unterricht von sich preisgibt.
Tja, Situationen ändern sich wohl.
Im Gegensatz zu meinem ersten "pädagogischen Problem" kenne ich mein zweites mittlerweile wie eine beste Freundin. Also ich weiß eigentlich komplett, wie sie sich so fühlt und was sie aus welchem Grund macht, bin aber tatsächlich sehr froh darüber, dass das in der Schulzeit nicht so war. Ich würde auch behaupten, dass man einen Lehrer während man im Lehrer-Schüler-Verhältnis steht, nicht so gut kennen sollte. In meinem Fall wäre das einem positiven Lernumfeld wahrscheinlich nicht zuträglich gewesen. Ich will nicht sagen, dass Lehrer nichts von sich preisgeben sollten, ein bisschen Menschlichkeit und Persönlichkeit sind eigentlich immer gut, damit man als Lehrer ernst- und wahrgenommen wird. Zu viel ist aber definitiv nicht gut.
Jetzt, mit Abstand und Zeit, habe ich keinerlei Bedenken und könnte auch keinen Grund ausmachen, warum es schlecht sein sollte, dass wir private Dinge miteinander teilen. Man lernt dadurch irgendwie auch den Mensch hinter der Lehrperson kennen. Für mich persönlich ein entscheidender Schritt, von ihr als mein Objekt der Begierde loszukommen.
Auch habe ich einen sehr verständnisvollen Freundeskreis, von denen ein, zwei Leute auch um meine Vergangenheit mit ihr wissen und die allesamt sehr positiv darüber denken und sprechen, dass ich selbst nach so langer Zeit noch Kontakt zu ihr halte. Das hat aber auch was mit der persönlichen Einstellung und Meinung jedes Einzelnen zu tun; sie war generell recht beliebt.
Aber an dieser Stelle mal ein Plädoyer
für das Nichtkennen des Lehrers während der Schulzeit -
Ohne das abstreiten zu wollen; es ist super schön, sie mittlerweile so gut zu kennen, aber ich bin froh, dass mein Bild von ihr während sie meine Lehrerin war, ein anderes; stärkeres, strengeres, undurchschaubareres war. Ich liebe (freundschaftlich) sie so, wie sie ist, noch mehr als, als sie meine Lehrerin war. Aber hätte ich all' ihre seelischen "Gebrechen" vorher gekannt, hätte ich mich eher wie eine Therapeutin gefühlt. Und eine Schülerin im Therapeutenkostüm?
So, wie sie sich präsentiert hat, hat sie das Beste aus mir herausgeholt und das war zu der Zeit für mich das Wichtigste. Ich weiß, dass ich das als Schülerin anders gesehen habe, aber ich bin unglaublich dankbar dafür, dass alles etwas anders gekommen ist. Als Schülerin hätte ich dafür getötet, zu wissen, wie es in ihr drin aussieht. Aber ehrlich, ich bin sehr froh, dass ich das damals nicht wusste.
Nach der Schule war für mich der perfekte Zeitpunkt und ich konnte ihr auch durch einfaches Zuhören und Lösungen suchen mal ein bisschen was für das zurückgeben, was sie für mich schon alles getan hat.
Und ich werde stets mit neuem Gossip aus dem Lehrerzimmer versorgt