Re: Nicht ernst genommen ...
von Reika » 28.02.2014, 01:28
Aus "weiter als ihr Alter" ergibt sich nicht automatisch, dass sie auch schon geistig/emotional auf dem Niveau eines Erwachsenen sind. Dieses "weiter als ihr Alter" ergibt sich ja meist aus dem Vergleich mit den Geschlechtern, wenn ich mich recht erinnere, sodass tendenziell Mädchen mit z. B. 14 ihren gleichaltrigen Altersgenossen etwas voraus sind und sich mit 14 schon so verhalten, wie es das "Männchen" erst mit 16 zeigt. Ab wann ein junger Mensch ansonsten so weit entwickelt ist, dass man von erwachsenen Verhaltens- und Denkmustern sprechen kann, ist ansonsten immer individuell und kann man wohl nur schwerlich einschätzen. Auch wenn auch da Mädchen das eher erreichen als Jungen und auch wenn es natürlich bei beiden Geschlechtern Fälle gibt, in denen sich schon verhältnismäßig früh eine stabile, eigene Persönlichkeit ausgereift hat - sagen wir z. B. mit 16 - kann man bestimmt nicht pauschal sagen, dass man … nun in "jungem Alter" schon reif genug ist, um dementsprechend wahrgenommen zu werden, geschweige denn "anspruchsvolle" Beziehungen zu führen. Gerade unter 16 wage ich sehr zu bezweifeln (wie gesagt, trotz Ausnahmen, die es gibt), dass schon eine stabile Persönlichkeit vorhanden ist - soll vor allem heißen, dass man selbst sich stark genug seiner selbst sicher ist um nicht vom Partner "geformt"/"manipuliert" zu werden (und ja, diese Gefahr gibt es).
Zu persönlichen Erfahrungen: Je älter ich werde, desto mehr wird mir auch klar, wie groß eigentlich die Diskrepanz zwischen meinem Lehrer und mir war auf der Ebene von Entwicklung/Erfahrung/Reife und dass das wirklich nicht für ihn gesprochen hätte, wenn er da irgendwie mehr als normale/professionelle Gefühle mir gegenüber gehabt hätte, geschweige denn, dass eine Beziehung aufgrunddessen jemals realistisch gewesen hätte sein können. Das ist etwas, das ich damals nicht sehen konnte - jedenfalls absolut nicht mit dieser Klarheit - und er wohl schon und daraus resultiert dann die Kunst, dass gerade ein Pädagoge es schaffen muss, den Jugendlichen in seinen aktuellen Gefühlen im Kontext der Entwicklung ernstzunehmen und ihm das auch zu vermitteln, obwohl er andererseits diesen weiteren Horizont hat und es durchaus legitim wäre, den Jugendlichen darauf hinzuweisen, dass er selbst mit der Zeit diesen eigenen (Gefühls-)Zustand von sich anders einkategorisieren wird/ihn relativieren wird. Legitim deshalb, weil er damit idR Recht hat. Aber nicht hilfreich, weil dadurch eben das Gefühl entsteht, nicht ernstgenommen zu werden und weil es in der aktuellen Lage für den Betroffenen keine Hilfestellung darstellt, dafür ist das eben noch zu weit weg.
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(The End of The Movie - Crazy Ex-Girlfriend)