Re: Wie definiert ihr Liebe?
von Schwalbe » 16.06.2012, 13:41
Für mich ist Liebe ein sehr starkes Gefühl.
Natürlich liebe ich auch meine Tiere, Freude, Eltern etc., aber eben nicht so stark, wie es bei einem Mann der Fall ist.
Liebe bedeutet für mich nicht Verlangen, ich will dejenigen nicht besitzen, ich will Zeit mit ihm verbringen, respektiere es aber ohne Widerworte, wenn es dem Gegenüber nicht so ergeht.
Zur Liebe gehört für mich aber auch definitiv sexuelle Anziehung, der körperliche Aspekt. Natürlich verliebe ich mich nicht in jemanden, weil er gut aussieht. Ich laufe nicht durch die Welt und empfinde die Menschen als attraktiv, erst einmal rührt mich immer der Charakter eines Menschen an, mit der Zeit, ist er für mich dann der schönste Mann der Welt. Ich bin auch nicht nur auf Sex aus, nein. Aber es ist und bleibt ja eben doch für mich, eine der schönsten Nebensachen der Welt. Wenn es kribbelt, wenn ich vor ihm stehe, wenn die Haut bei jeder Berührung Feuer fängt, wenn man ihn spüren will, seine Nähe, Wärme... das sind für mich feste Bestandteile einer Liebe. Es gehört dazu.
Aber viel wichtiger ist dennoch, wenn ich bei ihm bin und alles fällt von mir ab, jede Anspannung, jeder Druck, ich kann mich einfach wirklich fallen lassen ohne irgendwo aufzuprallen oder mich an meinen Problemem stoßen... ich bin angekommen bei ihm, ruhig, zuhause und mir geht es einfach gut.
Vor allem bin ich aber ruhig. Ich bin nicht dauer aufgekratzt, ich vertraue ihm. Einfach so. Meine Intuition sagt einfach, es ist das richtige.
Ich denke auch, man muss nicht immer wisen, wo die Reise hingeht. Es ist wohl schön irgendwann zu merken, hey, das mit uns, das ist was für's Leben, aber das stellt für mich nicht von Anfang an ein Muss dar.
Wenn ich aber die rosa-rote Brille abnehme, dann muss ich sagen, für mich ist Liebe nichts, was mir Schmerzen bereitet. Ich gebe mich für einen Mann nicht auf, ich weiche nicht von meinen Grundprinzipien ab, verliere mich nicht in meiner Liebe oder eben in diesem Mann. Ich lebe mein Leben genauso weiter wie ich es vorher auch tat, nur dass ich bestimmte Aspekte auch mit jemandem teile und immer darauf vertrauen kann, dass jemand da ist, der mich auffängt und der immer hinter mir steht, egal was ich mache. Und das gibt einem doch irgendwie eine gewisse Stärke und Vertrauen in die eigene Person.
Aber es darf mir einfach nicht schlecht gehen mit der Liebe. Ich will ihn nicht schmerzhaft vermissen, vermissen ja, schmerzhaft nein. Ich will mich auf das nächste Treffen freuen, mit einem Lächeln an das Vergangene denken und nicht kaputt gehen an Sehnsucht.
Das Geben auch dazu gehört, muss ich wohl nicht erwähnen. Man muss einfach an seine Liebe glauben, auch in diese Person, ihm zeigen, dass man ihn unterstützt, Vertrauen schenken.
Ich habe viel darüber nachgedacht und tue es immer noch, inwieweit es okay ist, von einer Person abhängig zu sein. Nach den Erfahrungen mit meinem Lehrer (den ich auf eine gewisse, destruktive Art und Weise geliebt habe, die die meisten meiner jetzigen Aspekte nicht mal im Ansatz deckt), würde ich eher sagen, dass ich nicht von einem Mann abhängig sein will. Weil es zu sehr schmerzt, das Leben irgendwie auch aus den Fugen gerät und man sich selbst verliert. Doch eine gewisse Abhängigkeit kann man einfach nicht vermeiden.
Was mir aber bei Liebe auch sehr wichtig ist, ist das hier und jetzt. Ich will keinem versprechen, dass ich immer nur ihn lieben werde, für alle Ewigkeit. Denn so ein Versprechen könnte ich womöglich nicht halten, ich würde mich nur selbst belügen und meinen Partner auch. Das Leben hat mir gezeigt, dass Dinge passieren, die nicht vorhersehbar sind, die mich verändern, meine Gefühlswelt verändern, dass ich auf Menschen treffe, die mich berühren, in die ich mich vielleicht auch verliebe. Das soll nicht bedeuten, dass ich nicht gewillt bin, um eine Liebe zu kämpfen, aber mir ist bewusst, wie unberechenbar das Leben ist.
Es gibt da ein sehr schönes Zitat, welches dies sehr schön zum Ausdruck bringt, meiner Meinung nach:
Jetzt liebe ich dich.
Jetzt bin ich mit dir zusammen.
Ich gebe mir Mühe, in jedem einzelnen Augenblick, dich nicht zu verraten.
Jetzt.
Das ist alles. Ende. Sonst würde ich dich belügen.
(Sarah Kane)
Doch wer weiß, wie das Leben spielt. Auch meine Definition kann sich wieder ändern.
Als ich meinen Lehrer liebte (nach meiner heutigen Definiton keine richtige Art von Liebe... aber doch irgendetwas in der Art, aber es war mehr Verzehren und Sehnsucht als Liebe), hatte ich eine völlig andere Definition. Die beinhaltete Schmerz, Leiden, Traurigkeit... und das ist definitiv keine Form von Liebe mehr für mich. Das ist Destruktivität.
Als ich einen neuen Mann kennenlernte, hat sich mein ganzes Leben umgekrempelt. Grund war er. Er hat mir geholfen, wieder zu mir selbst zu finden, wieder zu erkennen, was mir wichtig ist, was ich brauche und mich definitiv glücklicher gemacht.
Es ist schön zu erfahren, wie es ist, wenn einen die Begegnung und das Denken an jemanden nicht deprimiert.
"I have for the first time found, what I can truly love - I have found you."
- Charlotte Bronte