Ich hatte schon lange hier mal was schreiben wollen - inzwischen schon so lange, dass ich es nun "von der anderen Seite des Tisches" kommentieren kann und sollte.
Ich denke, ich setze schon ziemlich klare Grenzen. Wie alle anderen KollegInnen an der Schule habe ich eine Schul-Mail-Adresse, die sowohl alle SuS als auch deren Eltern kennen und über die sie mich auch kontaktieren dürfen. Ist bisher noch nie in private Angelegenheiten ausgeufert sondern diente immer nur dazu, dass man mir zu erledigende Aufgaben wie z.B. ein Handout am Vorabend des Vortrags zuschicken konnte oder wenn es Fragen zu einer Hausaufge gab. Meine Festnetz- und Mobilnummer haben nur die Damen im Sekretariat und die Schulleitung, und da vertraue ich auch drauf, dass sie die nicht rausgeben, außer im Notfall an jemandem ausm Kollegium. Ich würde nie auf die Idee kommen, meine Handynummer rauszugeben, erst recht nicht zu Zwecken wie der Gründung oder dem Beitritt zu einer Klassen-/Kursgruppe bei WhatsApp, was LehrerInnen eh in vielen Bundesländern untersagt ist.
Da ich schon lange vor Beginn des Refs bei facebook meine Einstellungen so gewählt hatte, dass mir nur noch Feunde von Freunden Freundschaftsanfragen schicken können (die Anfragen von irgendwelchen Arabern und Nordafrikanern, die ich noch nie im Leben gesehen hab, haben einfach so hart genervt, dass ich es irgendwann umgestellt habe ...), hatte ich auch noch die das Problem, dass ich eine Anfrage von einer/m Schüler/in ablehnen musste oder anderweitig dort kontaktiert wurde. Sollte mich dort jemand bei Stalkingaktionen finden, wird er oder sie auch nichts dazulernen - auf meinem Profilbild sehe ich so aus wie man mich auch kennt und öffentlich einsehbar sind nur meine Heimatstadt und meine ehemalige Uni, was eh jeder über mich weiß. Auf so dämliche fake-Profile ohne Bild und mit Allerweltsnamen falle ich nicht rein, weder bei facebook noch bei instagram: entweder ich erinnere mich defintiv an jemanden, oder er/sie wird nicht als FreundIn hinzugefügt, fertig. Da ich schon so viele ekelhafte Internet-Stalkingmethoden hier im Forum kennengelernt habe, bin ich ja zusätzlich gewarnt. Meine SuS hat nur das aus meinem Privatleben anzugehen, was ich rar gesät freiwillig erzähle, alles andere bleibt meinen FreundInnen vorbehalten. Generell würde ich auch behaupten: wenn ein/e SchülerIn genauso viel oder gar mehr über mich wüsste als meine FreundInnen, dann stimmte etwas ganz gewaltig nicht und das ginge eindeutig zu weit. Wenn jemand z.B. freitags nachm 3. Block noch gern 3 oder 4 Minuten über was quatschen möchte, was wir beide mögen, z.B. Buchreihe, Film oder Serie, während ich das restliche Chaos beseitige und einpacke, klar, kein Problem! Ich diskutiere wahnsinnig gern über Harry Potter oder Star Trek und finde das auch nicht zu privat, über gemseinsame Interessen zu sprechen, steht auch allen SuS gleichermaßen offen, solange das gemeinsame Interesse keine Swinger-Parties oder Bondage-Spielchen sind.
Ich achte aber immer drauf, dass die Tür offen ist, wenn wir nur zu zweit sind, egal ob Schüler oder Schülerin, da blöde Gerüchte so ziemlich das letzte sind, was man als Referendarin noch braucht.
Allgemein geht für mich auch schon der Fall zu weit, dass man als LehrerIn aus reiner Sympathie die bessere Note erteit, wenn jemand entweder zwischen zwei Noten mit Tendenz klar zur schlechteren steht oder gar meilenweit von der angedachten Note entfernt ist und keinen ersichtlichen Grund nennen kann oder sich was fadenscheiniges ausdenkt, um es vor der Klasse begründen zu können. Natürlich kann man nie eine 100 %ige Objektivität gewährleisten, aber ein bisschen zusammenreißen und sich hinterfragen, warum man diese Note jetzt erteilt, sollte schon jede Lehrkraft können. Klar, als SchülerIn findet man es vielleicht romantisch/süß/whatever, wenn die notengebende Lehrkraft das Objekt der Begierde ist, man profitiert ja auch davon, aber das ist einfach nur höchst unprofessionell. Nein, ich mag es auch nicht, wenn jemand traurig ist, weil es nur eine 3 anstatt einer 2 wird oder 12 statt der erhofften 13 Punkte, besonders wenn der/die Betroffene einem nicht unsympathisch ist, aber ganz ehrlich, man tut den SuS auch keinen Gefallen damit, nur aus Mitleid die bessere Note zu geben, wenn so viele leistungstechnische Gründe dagegen sprechen, oder weil man der Illusion erlegen ist, dass alle SuS einen mögen müssen und man das am besten erreicht, indem man immer nur überdurchschnittlich gute Noten erteilt. Ich versuche wirklich für jeden das Beste rauszuholen, aber wenn rechnerisch 2,83 oder 12,39 rauskommt, dann kann ich das bei bestem Willen nicht auf eine 2 abrunden oder auf 13 Punkte aufrunden, für niemanden, egal ob er/sie Geburtstag hat, deswegen Hausarrest bekommen oder den Abi-Schnitt von 1,0 nicht schaffen wird, dabei bleibe ich, und so begründe ich das auch. Ich kann nur Leistungen bewerten die da sind und mir nicht irgendwas aus den Fingern saugen, nur damit jemand nicht heult oder keinen Ärger von den Eltern bekommt.