@ thedarkone1: Du kannst wirklich schön schreiben und schilderst das wahrlich anschaulich.
Das alles so sehr aus dem Ruder lief, tut mir total Leid. Ich will jetzt nicht sagen, dass es richtig war, was die Gesellschaft getan hat, denn das ist es nicht. Es tut mir in der Seele weh, zu lesen, wie glücklich ihr wart und das die Gesellschaft dieses Glück zerstört hat. Ich fühle mit dir... Es heißt ja, man trifft sich im Leben immer zweimal. Vielleicht hast du Glück und der Spruch bewahrheitet sich...
Meine Geschichte ist, im Gegensatz zu deiner, recht unspektakulär. Erst einmal will ich klar stellen, dass das, was ich für meinen ehemaligen Lehrer empfinde, keine (!) Liebe ist. Es war nie welche und wird auch nie welche sein. Ich hatte nie das Bedürfnis, mich von ihm küssen lassen zu wollen oder sonstiges. Ich war einfach nur froh, wenn er in der Nähe war, mir viel Aufmerksamkeit spendete und mich beschützte. Laut Google (
), habe ich mir eine "Vaterfigur" gesucht. Ich glaube, dass es das wirklich richtig beschreibt.
So, dann erzähle ich dir mal meine Geschichte:
Noch bis vor kurzer Zeit lebte ich in einem Kinder- und Jugendhaus weit weg von zu Hause. Das Jugendamt ließ mich aus diversen Gründen nicht mehr bei meinen Eltern wohnen, weshalb sie mich 2011 in das Kinder- und Jugendhaus geben mussten. Dort fühlte ich mich sehr allein, missverstanden und total am Ende der Welt. 100 km von zu Hause entfernt und glatte 8 km bis zum nächstgrößeren Dorf. Ich war allein mit mir und meinen Gedanken.
Nach den Sommerferien 2011 kam ich auf eine neue Schule. Mich konnte das Glück noch nie wirklich leiden und so hatte ich das große Los gezogen, in eine Klasse zu kommen, wo ein Mädchen in den Sommerferien tödlich verunglückt ist. Die Klasse hielt zwei Tage lang Trauertage ab, wo sogar Notfallseelsorger dran beteiligt waren. Noch nie hatte ich mich so sehr woanders hin gewünscht, wie in diesen Tagen. Als Kind hatte ich immer viel mit Psychologen zu tun gehabt und als die Notfallseelsorger an der Schule waren, war gerade wieder eine Zeit, wo ich psychisch einfach am Ende war. Natürlich, wie konnte es anders sein, verfolgten die Notfallseelsorger nur mich! Sie wollten von mir wissen, was los sei, da ich das Mädchen ja gar nicht gekannt hatte. Irgendwann versteckte ich mich regelrecht vor ihnen. In der ersten Pause an der neuen Schule setzte ich mich vor den Gedenktisch, wo eine Reihe von Stühlen aufgebaut gewesen war und sah in das Gesicht des Mädchens, welches durch eine dumme Fahrlässigkeit eines Hotels sterben musste. Ich habe mir damals gewünscht, ich könnte mit ihr tauschen.
Als ich da so saß, sah ich viele Lehrer an mir vorbeikommen, da das Lehrerzimmer nicht weit entfernt von dem Gedenktisch war. Ich sah nett aussehende Lehrer, grimmig aussehende Lehrer, komische Lehrer... Doch ER hat mich fasziniert. Er sah nicht so geschafft aus wie die anderen, sondern hatte ein Lächeln auf dem Gesicht und "schritt" durch den Flur. Ich erinnere mich nicht genau, aber ich glaube, dass ich ihn traurig ansah, er mich jedoch anlächelte.
So im Nachhinein kann ich gar nicht sagen, warum, aber schon vom ersten Moment an habe ich ihm vertraut. Als wir dann in der darauffolgenden Woche das erste Mal mit ihm Unterricht hatten, fiel mir sofort auf, dass er mich bemerkt hatte, denn er war anders zu mir. Klar, ich war die Neue, und dazu auch noch sehr still, intelligent und vom Gymnasium zur Sekundarschule gewechselt, doch da war mehr. Wenn sich unsere Blicke trafen, lächelte er mich immer an. Meine bald darauf gefundenen Freundinnen merkten auch, dass da irgendwie mehr war.
Richtig mitbekommen habe ich das allerdings erst, als ich mich dafür entschied, beim alljährlichen Kanulager der Schule mitzufahren. Er und seine Lebensgefährtin, die auch an der Schule als Lehrerin tätig ist, leiteten das zum ersten Mal stattfindende Lager. Ich verstand mich auch mit der Lehrerin sehr gut. Ich hatte beide zusammen im Sportunterricht, IHN aber noch in zwei anderen Fächern. So kam es, dass ich mich anmeldete. Dort erlebte ich allerhand tolle Sachen mit den beiden und war letztendlich froh, dass ich nicht nach einem Tag das Kanulager hingeschmissen habe, weil ich dort ziemlich gemobbt wurde und so ein bisschen depressiv geworden bin.
Danach war es einfach nur noch toll. Begegnete ich den beiden auf dem Flur, lächelten wir uns an oder begrüßten uns. Hatten wir sie im Unterricht, war ich Lieblingsschülerin (natürlich nicht nur deswegen, sondern auch, weil ich mit Abstand die Beste in der Klasse war). Schon damals war mir klar gewesen, dass ich nicht liebte sondern verehrte. Klar, ich hätte gerne mal eine Umarmung bekommen oder so, aber nie mehr. Schon wenn er oder sie mir über die Schulter guckten, war ich glücklich, denn ich war gewiss, dass ich ihnen nicht egal war.
So ging das 3 Jahre. Währenddessen machte ich jede Kanulagerfahrt mit und freundete mich immer mehr mit den Beiden an. Inzwischen war ich so happy, dass ich immer nur lächeln konnte, wenn ich die Beiden sah. Sah ich einmal einen von ihnen, war ich traurig. Aber meine Freundinnen brauchten nur über ihn zu reden oder sein Auto zu zeigen oder mich auf Gesten von ihm hinweisen, und ich war hin und weg
Jetzt, nachdem ich meinen Abschluss gemacht habe, halten wir immer noch Kontakt, meist (bisher eigentlich fast nur) per E-Mail. Vor ein paar Wochen bin ich dann zurück zu meinen Eltern gezogen, was mich einerseits sehr gefreut und andererseits sehr verletzt hat. Die Sekundarschule war im selben Ort wie die Außenstelle des Kinder- und Jugendhauses, wo ich in der 9. Klasse hingezogen bin. So hatte ich noch die irreale Wahrscheinlichkeit von 1:1000, dass ich ihm irgendwann mal zufällig begegne und wir uns unterhalten. Habe ich gedacht... Nur zwei Wochen nach Schulbeginn zog ich weg.
Ich sah ihn ein letztes Mal, weil ich einen aus dem Kinder- und Jugendhaus von der Schule abholte. Natürlich hatte ich meinen Mitbewohner nur abgeholt, um noch einmal ihn zu sehen, ich hatte ja gewusst, dass er in der letzten Stunde bei ihm haben würde. Und Tatsache... Wir warteten vor der Tür (natürlich getarnt als Unterhaltung) auf die beiden. Sie kamen, ich erzählte alles und sie gaben mir das Versprechen, wir würden Kontakt halten und uns mal treffen, wenn ich wieder im Ort sei. Ich konnte mein wahnsinniges Glück kaum fassen. Seitdem schreibe ich ihnen zweimal die Woche, wie es zu Hause läuft (sie waren entsetzt darüber, wie ich einfach von meiner Familie weggerissen wurde) und was ich so Neues erlebt habe. Ich plane, irgendwann mal mich mit ihnen zu treffen. Allein dieser Gedanke lässt mich nachts ruhig schlafen : )
Oh man, ich habe dich ganz schön zugequatscht, aber na ja, passiert xD
Mich wurmt es, dass du nicht so viel Glück hattest wie ich..