Also bei uns an der Schule besteht allg. ein engeres Lehrer-Schüler-Verhältnis als an anderen Schulen, weil wir einfach weniger Schüler haben als anderswo und ... ja ... wir sind eben eine Privatschule (Sagt ja schon alles
). Da ist es ganz normal (zumindest in der Oberstufe), dass die Schüler mit dem/r Kursleiter/-in mal ein "Käffchen" trinken gehen. Zur Schüler-Raucherfraktion gesellt sich auch hin und wieder der ein oder andere Nikotinjunkie-Lehrer. Auch unterhalte ich mich gerne mit Lehrern in der Pause oder nach dem Nachmittagsunterricht (z. B. über die hässliche Bepflanzung im Lichtgraben (Unkraut-Gemüsebeet-Mischung in Betonkübeln
), oder über die neuste Baustelle oder über die hässlichen neuen Tore, über die neuen Schilder oder über zugepflasterte Löcher im Boden.
). Mit einer Lehrerin, die ich leider nicht mehr im Unterricht habe, habe ich so eine Art Enkelin-Oma-Verhältnis. Als ich noch bei ihr Unterricht hatte, bin ich jede Woche zum örtlichen Bäcker gelaufen und habe Kursbestellungen eingekauft und 'n Käffchen und die Zeitung für sie usw. (also während des Unterrichts
). Ich habe dann trotzdem 15 P. mdl. bekommen mit der Begründung: "Ja, du brauchst ja nicht da sein, du weißt das ja eh." War mir ganz Recht so. Beim Bäcker lernt man schließlich auch was. Mit dieser Lehrerin unterhalte ich mich gerne auch mal im Flur spontan oder so, weil sie einfach ein guter Mensch ist und es gut mit den Schülern meint. Und sie mochte/mag mich, weil ich es halt auch gut mit ihr meine und mich im Gegensatz zu vielen anderen in ihrem Kurs angestrengt habe. Mit einer anderen Lehrerin hatte ich mal ein ziemlich enges Verhältnis, das sicherlich nicht mehr normal war. Ich blieb oft - teilweise eine ganze Stunde lang - mit ihr im "Hinterzimmer" der Chemischen Sammlung, um über meine Probleme, Gott und die Welt und was weiß ich zu reden. Dann erzählte mir sie halt auch von ihren Problemen und dem ganzen blöden Kram im Leben, wie das halt so ist. Letzten Endes ging das sogar so weit, dass ich Stunden ausfallen ließ und sie da zustimmte und dann hinterher ihren Kollegen (also den Lehrern, wo ich eigentlich in der Zeit Unterricht gehabt hätte) irgendwelche Geschichten aufzutischen und blabliblubber. Sie hat mich auch öfters mal umarmt/in den Arm genommen. Wir haben auch oft noch mal am Parkpatz, im Park, also in der Umgebung der Schule geredet, auch nach dem ich sie nicht mehr hatte, aber das ist mittlerweile abgeflaut. Bei einer anderen Lehrerin, die ich schon seit 9 Jahren kenne, bin ich schon öfters im Auto mitgenommen worden (Mittlerweile kann ich dann selber fahren
) oder habe sie mal bei irgendwelchen Festen oder in Lokalen mal getroffen, wie das halt ist, wenn man fast nebeneinander wohnt. Und mit einer anderen Lehrerin habe ich mal ewig lange auf Whatsapp geschrieben (auch mal nachts um 3
), weil wir beide Schlafstörungen haben, aber die habe ich jetzt auch nicht mehr.
Naja, was sich halt im Laufe einer Dekade so ansammelt. Ich könnte noch mehr erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Was ich damit nur sagen wollte, ist, dass es sicherlich von dem Schüler/-in und dem Lehrer/-in abhängt. Ich für meinen Teil unterhalte mich lieber allg. mit älteren, reiferen Personen, weil die Gespräche dann weniger oberflächlich sind und man einfach weiß, der andere labert keinen Stuss zusammen. Die jungen Leute von heute schauen ja sowieso nur noch in ihr Handy, da kann ja gar keine flüssige Konversation zu Stande kommen! Außerdem schauen Lehrer auch Nachrichten und lesen die Zeitung oder lesen allg. IMHO verblödet man fast schon, wenn man immer mit den gleichen Kindern herum hängt. Ich bin da eben anders und WILL mich weiter bilden, man stelle sich das einmal vor.
Und es gibt sicherlich auch Lehrer - wie z. B. die o. g. -, die sich freuen, wenn Schüler zu ihnen kommen, sich auch mal über was anderes unterhalten als wie immer nur, warum x*x = x² oder was eine Lauge ist, keine Ahnung, ich will es gar nicht wissen. Blöde Fragen gibt es in der Schule ja zu Hauf'!. Würden die Schüler mal in ihre Bücher schauen, ginge der Unterricht wesentlich unterhaltsamer von Statten! Da schläft man ja fast ein zuweilen.
Wie des auch sei. Ich denke, so lange sich keiner von beiden unwohl fühlt, ist da in dieser Grauzone eigentlich fast alles in Ordnung. So lange es nicht ZU auffällig wird oder die Bewertungen ZU subjektiv ausfallen. Ich weiß, wie das ist, wenn man auf einmal 15 Punkte mdl. bekommt, obwohl man nur ab und zu was sagt. Dass da was nicht stimmen kann, sieht ja ein Blinder mit Krückstock (Die Bewertungskriterien kann man sich schließlich selber im Internet anschauen.). Oder dass man einfach nicht abgefragt wird, weil man zu XY-Lehrer hingeht und sagt: "Mir geht's heute nicht gut." Oder wenn man fast jede Stunde zu spät kommt (und bestialisch nach Rauch stinkt
) und die Lehrerin nie etwas sagt und dann gleich danach ein Junge rein kommt, den sie nicht leiden kann, und der erst einmal vor allen gerügt wird und gleich einen Verweis bekommt und man selber keinen mit der Begründung "Bei XY herrscht wenigstens keine gähnende Leere im Oberstübchen!" Und lauter solche komischen Aktionen. DAS finde selbst ich nicht mehr okay, und ich bekomme schließlich die "Vergünstigungen". Das ist ungerecht den anderen ggü. Und die trauen sich natürlich nichts sagen, weil sie Angst haben, dann hätten sie es sich endgültig verscherzt, wenn sie auch noch die Lieblingsschülerin Number One kritisieren.
Ich finde es aber eigentlich ganz schön, wenn Lehrer nicht nur Wissensvermittler sind, sondern auch vermehrt ihre pädagogischen Fertigkeiten zum Ausdruck bringen (Wobei ich ja bei manchen vermute, die haben ein paar Didaktik- und Erziehungswissenschaftsvorlesungen sausen lassen. Da gibt es wirklich einige exotische Exemplare, die denken, Pädagogik sei "über Kinder zu reden" statt mit ihnen ...
). Lehrer sind auch nur Menschen. Und Schüler es ebenfalls nur. Ich finde, das vergessen viele. Ich meine, man muss ja nicht gleich einen "Club der toten Dichter" aufmachen, aber ein wenig Kennenlernen würde bei manch einem/r Schüler/in bestimmt Wunder bewirken. Manche öffnen sich da richtig und blühen auf. Viele Schüler können schlicht nicht zwischen beruflicher Distanziertheit und "der kalten Schulter" unterscheiden. Viele (junge) Lehrer finden diese Balance ebenfalls nicht, oder aber, was ich persönlich ganz schlimm finde, sie tun auf "hipp und cool und schnieke" etc. und meinen, sie müssten sich als vergangenes Weidetier noch unter die Jungherde mischen. Da ist dann IMHO alles verloren.